Spitzentische

Spitzentische vom Möbeltischler

Ein Titel, der vielleicht auf den ersten Blick ein wenig selbstbewusst klingen mag. Doch keine Sorge, hier steckt mehr dahinter. Wir lieben nicht nur unsere eigenen Tische – sondern noch ein anderes Detail. Erinnern Sie sich an diese massiven Holztische, die meistens bei älteren Leuten stehen oder standen? Die den ganzen Raum einnahmen und auf denen man vielleicht – verbotenerweise – heimlich mit seinen Freunden getanzt hat, wenn die Eltern außer Haus waren? Wir erinnern uns gut daran. Und noch dazu an ein ganz besonderes Detail: Oft waren diese Tische mit einem Tischtuch aus Spitzenstoff bedeckt. Ja, bei diesem Gedanken kommen so manche Erinnerungen hoch an Familienfeiern mit trockenem Kuchen und mittelmäßig spannenden Gesprächen mit der Oma.

Ein Stoff mit Geschichte

Spitzentischdecken gelten heute im Allgemeinen als altbacken. Die Spitze ist natürlich auch schon etwas älter. Seit dem 14. Jahrhundert ist die Fertigung von Spitzenstoffen nachgewiesen. Zwischen dem 16. Und 17. Jahrhundert begann dann eine große Verbreitung dank wachsender Beliebtheit. Besonders bei den Reichsten der Reichen – in aller Regel die Adligen, die etwas auf sich hielten – war die Spitze schnell sehr beliebt. Zu dieser Zeit wandte man die Nadelspitzentechnik – auch Reticella – genannt an. Diese war sehr aufwändig und dementsprechend waren solche Stoffe extrem teuer. Man trug Spitze dann oft als Ärmelaufschlag oder Kragen-Accessoire. Da der französische Adel massenhaft Spitzenware aus Italien – dem Hauptherstellungsland – importiere, gewann die Spitze auch an volkswirtschaftlicher Bedeutung. Der französische König förderte schließlich die Spitzenherstellung im eigenen Land. Damit wollte er verhindern, dass seinem Land zu viel Geld abfloss und gleichzeitig von enormen Steuereinnahmen profitieren.

Die Spitze im Wandel der Zeit

Auch andere Hersteller waren nun auf den Plan gerufen und mit dem Entdecken der Klöppeltechnik um 1700 wurde das Herstellungsverfahren nicht nur deutlich einfacher sondern auch günstiger. Es dauerte nun noch ungefähr 100 Jahre, bis sich auch wohlhabendere Bürger zumindest ein Kleidungsstück mit Spitzenapplikationen für ihren Sonntagsanzug leisten konnten.

Ihren Siegeszug feierte die Spitze dann ab dem späten 18. Jahrhundert, als Maschinen in der Lage waren, selbst Spitzenmuster herzustellen. Im Laufe der Zeit haben sich sehr viele verschiedene Spitzentechniken etabliert und sind auch wieder in Vergessenheit geraten.

Anwendungsbereiche

Wir kennen die Spitze an vielen verschiedenen Textilien. Da wäre beispielsweise die eingangs erwähnte Tischdecke. Dann kommen natürlich die oben erwähnten Kleidungsstücke hinzu. Auch heute gibt es noch viele Kleidungsstücke, die mit Spitze verziert werden. Und das beschränkt sich nicht nur auf Damenunterwäsche. Auch mit einer modischen Spitzenbluse oder einem  Spitzenhemd kann man heute nicht viel verkehrt machen.